Wie wir ja nun wissen ging diese Kokoschnik von Russland nach Rumänien zu Königin Marie von Rumänien.
Maria Pawlowna schenkte ihrer Nichte dieses grandiose Stück.
Königin Marie trug die Kokoschnik sehr oft.
Einmal entfernte sie die Steine und setzte sie in ein, sagen wir mal, seltsames Kopfgebilde ein...
Nach ihrem Tod im Jahr 1938 erbte ihre Tochter Ilena/Elena die Kokoschnik. (Der Name wird in zwei verschiedenen Schreibweisen geschrieben, ich entscheide mich für Ilena)
Prinzessin Ilena von Rumänien (* 5. Januar 1909 in Bukarest; + 21 Januar 1991 in Ellwood City, Pennsylvania, USA).
Sie war die jüngste Tochter des rumänischen Königs Ferdinand I. und seiner Frau Prinzessin Marie von Edinburgh.
Sie war somit mütterlicherseits eine Urenkelin der britischen Königin Victoria.
Allerdings wird vermutet das sie nicht die Tochter des Königs war sondern von einem Geliebten ihrer Mutter, Barbu Stirbey, sei genau wie ihr Bruder Mircea. Das ging aus einem Briefwechsel der Mutter mit einer Vertrauten hervor.
Ilena 1926 |
Am 26. Juli 1931 heiratete Ilena auf Schloß Peles in Sinaia/ Rumänien...
Schloss/Chatau Peles |
Zwischen dem Brautpaar, hinten, sehen wir das Gesicht von Königin Marie.
Nach der Heirat wurde Ilena und ihrem Ehemann von ihrem Bruder, König Karl II. aus politischer Rücksicht auferlegt, außerhalb von Rumänien zu leben.
Das Ehepaar hielt sich daher zunächst in München und in Mödling bei Wien und später auf deren Schloss Sonnenberg in Österreich auf.
Das Paar hatte 6 Kinder:
- Stefan (1932–1998) ∞ 1954 Mary Jerrine Soper
- Maria-Ileana, genannt Minola (1933–1959) ∞ 1957 Jaroslaw Graf von Kotulin und Dobrzenicz (1917–1959)
- Alexandra, genannt Sandi (* 1935) ∞ 1962–1972 Eugen Eberhard Prinz von Württemberg | ∞ 1973 Victor Freiherr von Baillou
- Dominik, genannt Niki (* 1937), Industriedesigner ∞ 1960 Engel de Voss
- Maria Magdalena, genannt Magi (* 1939) ∞ 1959 Hans Freiherr von Holzhausen
- Elisabetha, genannt Herzi (* 1942) ∞ 1964 Friedrich Sandhofer
Auch während ihres Lebens im Exil blieb Ilena eine glühende Patriotin.
Während des 2. Weltkriegs diente ihr Mann bis Ende 1944 in der deutschen Wehrmacht als Pilot und nach dessen Entlassung ging er nach Törzburg wo seine Familie auf Schloss Bran lebte.
Schloß Bran |
1916 fielen rumänische Truppen in Siebenbürgen ein und eroberten die Törzburg. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien schenkte Kronstadt das Schloss am 1. Dezember 1920 Königin Maria von Rumänien und nach ihrem Tod ging es automatisch auf ihre Tochter Ilena über.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rumänien kommunistisch, und der Staat übernahm Schloss Bran. Unter Staatspräsident Nicolae Ceausescu wurde es zur Touristenattraktion ausgebaut, die bis heute jährlich rund 560.000 Besucher anzieht.
In den Jahren von 1943-1948 engagierte sich Ilena stark im Saitätswesen und hatte durch Spenden das Spital Inima Reginei in Bran errichtet.
Nach dem Putsch und der Auflösung des Bündnisses Rumänien mit Deutschland, am 23. August 1944, war das Paar, deren Kinder und ihre Hausangestellten als deutsche Staatsbürger in Gefahr interniert oder des Landes verwiesen zu werden.
Erst als ihr Neffe; König Michael I. am 30. Dezember 1947 abdankte und das Land verlassen musste, wurde auch Ilenas Familie des Landes verwiesen.
Die Familie hielt sich zunächst in der Schweiz und in Argentinien auf, in den frühen 1950er Jahren zog sie mit ihren Kindern in die USA.
Sie erinnert mich ein wenig an die Schauspielerin Ingrid Bergmann...
Mit dem Verkauf der Kokoschnik kaufte sie sich ein Haus in Newton, Massachusetts.
1952 schrieb sie das Buch " I Live Again, Princess of Romania, Archduchess of Austria, Rinehart & Company Incorporated (1952).
Weiter unten werde ich einen Auszug aus diesem Buch zitieren wo es sich um die Juwelen also auch die Kokoschnik handelt.
1954 ließ sich das Paar scheiden und einige Monate später heiratete sie in Newton den Exilrumänen Stefan Nikolas Issarescu (1906-2002).
Auch diese Ehe scheiterte und wurde 1965 geschieden.
Im Jahr 1967 gründete Ilena ein rumänisch-orthodoxes Kloster und schrieb zahlreiche religiöse, spirituelle Bücher, die heute als wichtige Literatur der rumänisch-orthodoxen Kirche gelten.
1990 konnte Ilena, mittlerweile als Nonne Maica Alexandra die Törzburg besuchen, ehe sie am 21. Januar 1991 verstarb.
Die Kokoschnik von ihrer Mutter, Königin Maria von Rumänien begleitete die Prinzessin auf all ihren Wegen bis in das Jahr 1950.
Sie verkaufte das Diadem in diesem Jahr in New York um den Unterhalt der Familie zu sichern.
Wahrscheinlich bot sie es Cartier an.
Es ist nie wieder im Handel aufgetaucht.
Hier folgt nun der Auszug aus Ihrem Buch " Ich lebe"...
In
ihrem Buch das sie 1952 veröffentlichte schrieb sie in einem Kapital
über das Thema Kokoschnik Tiara.
Ich
werde hier nur einige wichtige Auszüge aus diesem Buch schreiben die
direkt mit der Kokoschnik zu tun haben.
Ich
habe versucht es so gut wie möglich zu übersetzten.
… man
kann sich keine Vorstellung davon machen wie die Saphir und Diamant
Tiara glühte, welchen Regenbögen sie hatte...
...Das
ist es was man von einer Prinzessin erwartet...
… Das
war ein königliches Diadem...
… Meine
Mutter trug sie bei ihrer Krönung im Jahr 1922. Sie wählte es aus
um es bei staatlichen Anlässen und Besuchen in diesem Land (damit
meinte sie die USA) zu tragen...
… Und
so kamen die Tiara und ich zweimal in den USA zusammen: Einmal im
Jahr 1926, als ich auf einer königliche Party war, die in New York
City einen offiziellen und eindrucksvollen Empfang hielt, und als das
Diadem in geeigneter Weise gepackt und bewacht wurde; Und einmal
1950, als ich von Argentinien nach Miami flog wo ich die Tiara in
mein Nachthemd gewickelt hatte....
...Vielleicht
ist das nicht die Vorstellung davon, wie eine Prinzessin sich um ihre
Juwelen kümmern sollte. Es war sicherlich eine Überraschung für
den Zollbeamten...
...Aber
das war nur ein kleines Abenteuer; ich kenne noch eine Reihe mehr
davon...
...Zum
Beispiel 1918 während es wegen der Revolution aus Russland
geschmuggelt wurde...
...meine
Mutter hat es mir 1931 gegeben als ich verheiratet war. Ich habe es
ihr angeraten zum Jubiläum des Königs George V. von England zu
tragen und sie ließ es dann in London wegen der unruhigen
Bedingungen zuhause...
...Nach
ihrem Tod hatte ich keinerlei Mühe es zu behaupten...
… Ich
brachte es weg aus England kurz bevor der zweite Weltkrieg
tatsächlich begann. Ich behielt es in Österreich bis 1943, wo ich
es dann nach Rumänien schmuggelte und es 1948 vor den Kommunisten
rettet bevor ich abreiste.
Es
ging mit in die Schweiz und nach Argentinien wo ich es verpfändete
für ein unglückliches Geschäft das scheiterte...
...Doch
ich musste es zurück bekommen um damit unsere Schulden bezahlen zu
können...
… Zu
dieser Zeit litt ich schwer an Arthritis und ich erhielt im Mai 1950
die Erlaubnis von Argentinien nach Amerika zu reisen um medizinische
Hilfe zu bekommen...
Ich
verkaufte und verpfändete alles um meiner Familie Geld in Buenos
Aires zu lassen und um die Tiara auszulösen;...
...
ich konnte es mir nicht leisten etwas zu versichern dessen Wert
einmal auf 80.000 tausend Dollar (damalige Zeit) geschätzt worden
war und beschloss es mit zu nehmen. Also wickelte ich es in mein
Nachthemd und tat es in eine kleine Tasche...
… Mit
der Tiara, 300 Dollar und einem Ticket nach Boston war ich bereit die
USA ein zweites Mal zu betreten. Es war eine 30ig Stündige Fahrt mit
dem Flugzeug über die Anden und schließlich über die Karibik...
… Welche
Prinzessin, die auch Mutter ist würde ihr Diadem nicht verkaufen um
ein Haus und ein Leben für ihre Kinder zu organisieren?...
… Ängstlich,
Müde und voller Schmerzen kam ich in Miami an wo der lange Flug
unterbrochen wurde. Ich stellte mich an die Zollkontrolle an...
...als
ich an der Reihe war fragte mich der Zolldirektor ob ich was zu
erklären hätte und ob ich meine Tasche auspacken könnte. Ich
zögerte...
...Er
dachte das ich ein Ärgerniss bin und fragte mich „ Was hast du
denn da – eine Leiche?“ Wir gingen zu seinem Büro und dort
öffnete ich meine Tasche und die Tiara kam zum Vorschein. Es war
offensichtlich das er nicht wusste was er tun sollte als die Tiara im
Gepäck auftauchte...
… Er
berührte den zentralen Saphir ein wenig behutsam. Da er mehr als 125
Karat wog war er fast so groß wie eine Herrentaschenuhr...
… Er
wollte wissen ob es echt war und ich bejahte dies. Letztendlich
beschloss er das ich damit weiter reisen durfte. Wir wickelten es in
Zeitungspapier und legten es in eine Schachtel die er ordnungsgemäß
versiegelte. Es war mir eine Qual als ich beobachtete wie es in
Gepäckraum des Flugzeugs verschwand...
...Wenn
es nun verloren ging dann hatte ich nichts mehr...
...Als
ich in Boston ankam war es Sonntag und alle Büros hatten zu. Also
musste ich warten bis ich irgendwann an mein Paket kam...
… ein
Freund regelte das mein Paket in einen Safe am Flughafen gelagert
wurde...
...Nach
zehn Tagen Ruhe und Krankenhausbehandlung konnte ich endlich zum
Zollgebäude um nach meinem Paket
zu
fragen. Nach langen Suchen wurde es dann in einem Safe im
Nebengebäude gefunden. Mir wurde erklärt das das Paket nur mit
einem Customhouse Broker geöffnet werden könne. Da ich aber keinen
kannten und auch nicht wusste was es war zuckte ich mit den
Schultern. Die Beamten deuteten aus dem Fenster. Dort fiel mein Blick
auf ein Haus an dem in großen Buchstaben stand :“ Stone &
Downer, Custom House Brokers.“ also ging ich dort hin und wir
verabredeten uns für den nächsten Tag...
...Wir
trafen uns am nächsten Tag im Zollhaus auf der Atlantic Avenue und
öffneten endlich das Paket...
...Als
die Tiara plötzlich im Licht erschien und ihr blau weises Feuer
verstrahlte hatte ich, wie immer, eine innere Erregung und Freude ob
dieses wunderbare Blinken und Blitzen...
...die
Männer waren erstaunt und keuchten bei diesem Anblick. „ Du hast
es doch versichert, oder,“ wurde ich gefragt. „ Oh nein „
antwortete ich, „ Warum sollte ich. Es ist den Nazis und
Kommunisten sicher entkommen und natürlich habe ich nicht erwartet
es hier zu verlieren“. Sie waren sich alle nicht einig ob sie
lachen oder mich schellten sollte. Doch von diesem Moment an waren
wir Freunde. Einer der Männer bat mich in ihrem Besucherregister ein
Autogramm zu geben „ mit allen Titeln „ Ich tat dies und malte
noch eine kleine Skizze von der Tiara in das Buch...
...anschließend
nahm ich das zerknautschte Päckchen unter den Arm und ging zu State
Street wo die Post war. Dort schickte ich es nach New York zu einem
Juwelier...
Schließlich
wurde es für eine Summe unter Wert verkauft. Aber es war Ok denn ich
hatte bedürftige Kinder...
… Als
es bei mir war hat es uns nicht gefüttert noch bekleidet und es
wärmte uns auch nicht. Auch konnte ich es nicht einmal mehr
tragen...
...ich
war dankbar als es dann endlich weg war. Obwohl ich mich als Verräter
fühlte an der Vergangenheit. Ob sich die Vorfahren in den Gräbern
umdrehten?...
Aber
ich bedauerte nicht. Es war ein Geschenk meiner Mutter und ich konnte
meine Schulden von zwei Jahren bezahlen ein Haus in Neuengland kaufen
und meine Kinder nach Amerika holen...
...Es
ist notwendig das Leben zu konfrontieren, denn das Leben liebt die
Tapferen“; so schrieb es einst meine Mutter einmal in ein Buch das
sie einem Freund gewidmet hatte...
...Das
Diadem hat mich durch die Vergangenheit gebracht und wird mich nun
durch die Zukunft führen. Es ist nur ein kleiner Eindruck was es
heißt Prinzessin zu sein - eine Prinzessin mit einem
Saphir-Diamantdiadem...
… Ich
muss dabei sagen das eine Prinzessin nicht den ganzen Tag mit einem
Diadem verbringt obwohl die Hoffunktionen in Bukarest immer schön
waren. Ich selbst trug die schöne Saphir – und Diamant Tiara nur
bei einer staatlichen Angelegenheit. Und das war bei einem großen
Ball den die Legitimistische Partei in der Hofburg in Wien gab, vier
Jahre nach meiner Hochzeit. Selbst bei meiner Hochzeit trug ich nur
ein kleines Diadem was ich von meinem Schwiegervater bekam;
allerdings war es geeignet für den Anlaß als der Titel „
Erzherzogin von Österreich meinem Namen zugefügt wurde weil das
Diadem ursprünglich ein Geschenk von Napoleon an Maria Louisa war,
die auch eine Erzherzogin von Österreich war. Das Bandeau war 3-4 cm
breit. Aber leider ist es verloren...
Hier
endet also die Geschichte zu der tollen Kokoschnik.
Was
wird wohl mit ihr passiert sein?
Schade
denn diese Geschichte ist einfach nur toll und man sollte eigentlich
so ein Stück in Museen bewundern dürfen.
Aber
vielleicht liegt es ja noch bei Cartier ( wenn es dieser Juwelier
war) und schlummer dort im Safe.