Mary
Lilian Baels, vollständiger Name Mary Lilian Henriette Lucie Joséphine
Ghislaine (* 28. November 1916 in London, England; † 7. Juni 2002
in Brüssel), die spätere Prinzessin
von Réthy, war die umstrittene zweite Ehefrau des belgischen Königs
Leopold III.
Mary Lilian Baels wurde in Highbury im Londoner Stadtbezirk Islington als eines von acht Kindern von Henri Baels, einem Rechtsanwalt und
Politiker aus Ostende , und seiner Ehefrau Anne Marie de Visscher geboren. Ihre Eltern lebten
während der Zeit des Ersten Weltkrieges in England. Lilian Baels sprach französisch, niederländisch
(flämisch) und englisch.
1936 wurde Henri Baels belgischer
Landwirtschaftsminister und König Leopold III. ernannte ihn zum Gouverneur
(königlichen Repräsentanten) für die Provinz Westflandern. Als leidenschaftlicher Golfspieler war er häufiger Gast bei den
Golf-Turnieren in Knokke, wo König Leopold auf dessen Tochter Lilian aufmerksam wurde. König
Leopold war verwitwet und die beiden wurden häufig Golfpartner. (Die erste,
sehr beliebte Ehefrau des Königs, Königin Astrid, starb 1935 im Alter von 29 Jahren bei einem Autounfall. Ihr Mann war erst
ein Jahr lang König gewesen. Er lenkte den Wagen und verlor in einem
unbedachten Moment die Herrschaft über das Fahrzeug). Die häufigen Treffen des
noch in Trauer befindlichen Königs mit der Bürgerlichen wurden mit Argwohn
beobachtet, doch die Königinmutter Elisabeth unterstützte die Verbindung. Laut
einer inoffiziellen Biographie wurde die junge Lilian von ihr eingeladen, um
ihrem Sohn über dessen Sorgen hinweg zu helfen. Die genauen Details werden
voraussichtlich erst 2033 ans Tageslicht kommen, wenn die Liebesbriefe des
jungen Paares für Studienzwecke zugänglich gemacht werden.
Am 11. September 1941 heiratete
Lilian Baels den König in einer geheimen, rein kirchlichen, Zeremonie, die vor
dem belgischen Gesetz keine Gültigkeit hatte. Erst zwei Monate später, am 6.
Dezember 1941, wurde das Paar auch standesamtlich verheiratet, obwohl in
Belgien gewöhnlich die standesamtliche Eheschließung der kirchlichen voraus
geht. Die genauen Gründe dafür sind nicht bekannt. Vermutlich betrachtete der
König Lilian zunächst nur als inoffizielle, geheime Ehefrau und änderte erst
später seine Meinung. Zwischen den beiden Trauungen dürften die beiden auch
erfahren haben, dass Lilian schwanger war, da das erste Kind der beiden sieben
Monate nach der zweiten Zeremonie zur Welt kam.
Die Öffentlichkeit wurde erst
einen Tag nach der standesamtlichen Trauung durch einen Brief des römisch-katholischen
Erzbischofs von Brüssel-Mechelen, informiert. Der Brief nannte auch den Titel der neuen Ehefrau des Königs:
„Prinzessin von Réthy“ (und nicht: Königin Lilian) und verkündete auch, dass
die gemeinsamen Kinder des Paares, obwohl sie Prinz und Prinzessinnen von
Belgien sind, aus der Thronfolge ausgeschlossen sind. Der Titel „Prinzessin von
Réthy“ wurde jedoch nie offiziell, da er von der Regierung nicht bestätigt
wurde. (Den Titel „Prinzessin von Belgien“ hat Lilian durch ihre Heirat jedoch
automatisch erworben).
Der 6. Dezember 1941 wird als
des Königs Pearl Harbor-Tag
bezeichnet. Die öffentliche Ablehnung der zweiten Eheschließung war groß. Ein
Nachruf im Londoner Daily Telegraph vom 6. Oktober 2002 durch einen belgischen
Journalisten drückte das aus, was tausende im Land dachten: „Majestät, wir dachten,
Sie hätten Ihre Blicke auf uns und unsere Trauer gewendet, stattdessen
vergruben Sie Ihr Gesicht an der Schulter einer anderen Frau.“
Die neue Ehefrau des Königs
wurde auch weithin und ungerechterweise der Sympathie mit dem Nationalsozialismus verdächtigt,
unter anderem, da Adolf Hitler zur Vermählung Blumen und ein
Glückwunschtelegramm übersandte. Die Heirat war in den Augen der meisten
Belgier ein Affront gegenüber der vielgeliebten verstorbenen Königin. Leopolds
Ruf wurde nach der Kapitulation Belgiens gegenüber Nazi-Deutschland im Jahre
1940 noch weiter unterminiert. Die Regierung musste ins Exil gehen und der
König wurde für regierungsunfähig erklärt,
sein Bruder Karl wurde
zum Regenten ernannt.
Leopold und seine Familie
lebten unter Hausarrest durch die Nazis in Belgien, Deutschland und Österreich
und verbrachten nach dem Krieg einige Jahre im Schweizer Exil, bis sie 1950
nach einer Volksabstimmung wieder Belgien betreten durften. Da er den Unmut
gegenüber seiner zweiten Eheschließung nicht zu besänftigen vermochte, und
aufgrund von linken Protesten gegen seine Rückkehr ins Land, verzichtete er am
10. August 1950 zugunsten seines Sohnes Baudouin und dankte elf Monate später ab.
Es kamen jedoch alsbald
Befürchtungen von Seiten königlicher Insider auf, dass der erst 20 Jahre junge
Baudouin in die um nur vierzehn Jahre ältere Stiefmutter verliebt sei. Heimlich
abgehörte Telefongespräche zwischen dem jungen König und der Prinzessin sorgten
für Aufregung in den Ministerkreisen. Angeblich fuhren die beiden im Winter
1952-53 in zwei zusammen liegenden Zugabteils in den Urlaub nach Tirol, Details über diese Reise wurden nach dem Tod der
Prinzessin an die Öffentlichkeit gebracht.
Mit der Zeit verebbten diese
Gerüchte, für neuen Gesprächsstoff sorgte jedoch die Vermählung von König
Baudouin am 15. Dezember 1960 mit der um zwei Jahre älteren spanischen
Adligen Fabiola de Mora y Aragon. Als die beiden von der
Hochzeitsreise zurückkamen, waren Leopold und Prinzessin Lilian abrupt aus dem
Königsschloss in Laeken, in dem sie gemeinsam mit Baudouin für zehn Jahre lebten, ausgezogen und
waren in das Landhaus Domaine d'Argenteuil bei Waterloo gezogen. Dort empfingen sie in Diskretion zahlreiche Gäste, darunter auch
die britische Königin Elisabeth II. und Prinz Philip. Das Paar
entfremdete sich jedoch zunehmend und trat nur mehr einmal gemeinsam in der
Öffentlichkeit auf: bei den Trauerfeierlichkeiten von Königinmutter Elisabeth im Jahr 1965. Die Herzen der
Belgier gewann Lilian nie, hatte jedoch ein inniges Verhältnis zu ihren drei
Stiefkindern.
Der Kleidungsstil von Prinzessin
Lilian war sehr aufreizend und wurde in gewissen Kreisen nachgeahmt. So
schrieb Jacqueline Kennedy an ihren Designer Oleg Cassini, als sie die Rolle der First Lady übernehmen sollte, sie hätte ihre
Kleider gerne „im Stil der Prinzessin von Réthy, jedoch jünger“.
König Leopold III. und seine
zweite Ehefrau Lilian hatten drei Kinder:
Prinz
Alexander Emanuel Hendrik Albert Maria Leopold, Prinz von Belgien, geboren in Brüssel am 18. Juli 1942, verheiratet seit
1991 mit Léa Inge Dora Wolman (die Hochzeit wurde erst 1998 publik gemacht);
verstorben am 29. November 2009.
Prinzessin
Marie-Christine Daphné Astrid Elisabeth Léopoldine, Prinzessin von Belgien, geboren in Brüssel am 6.
Februar 1951. Sie war von 1981 bis 1985 mit Paul Druckner (auch Paul Drake)
verheiratet. 1989 heiratete sie in Kalifornien Jean-Paul Gourgues.
Prinzessin
Maria-Esmeralda Adélaïde Lilian Anne Léopoldine, Prinzessin von Belgien, geboren in Brüssel am 30. September 1956,
verheiratet seit 1998 mit demPharmakologen Sir Salvador Moncada. Sie hat zwei Kinder, ist Journalistin und schreibt
unter dem Pseudonym Esmeralda de
Réthy.
Die Anrede von Lilian lautet:
·
Madame Mary Lilian Baels (1916–1941)
·
Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Lilian
von Belgien, Prinzessin von Réthy (1941–Tod)
Prinzessin Lilian von Belgien,
Herzogin von Brabant, wurde in der Kirche Notre-Dame von Laeken, Brüssel, im
selben Marmorsarkophag wie ihr Gatte Leopold und dessen erste Gemahlin, Königin
Astrid, bestattet.
Ihre sie überlebenden Stiefkinder (König Albert II. und Großherzogin Josephine Charlotte von Luxemburg) wie auch ihre Stiefschwiegertöchter Königin Paola und die Ex-Königin Fabiola, Witwe von König Baudouin, wohnten dem
Begräbnis bei. Ihr Sohn und ihre jüngere Tochter waren ebenso anwesend, nur
ihre zweite Tochter, zu der sich das Verhältnis zunehmend verschlechtert hatte,
blieb der Trauerfeier fern.
Quelle: Wikipedia