Leopold I. |
Leopold war
der jüngste Sohn des Herzogs Franz Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750–1806), aus dessen Ehe mit Auguste (1757–1831), Tochter des Grafen Heinrich XXIV. Reuß zu
Ebersdorf. Sein ältester Bruder Ernst folgte 1806 dem Vater als Herzog von
Sachsen-Coburg-Saalfeld. Gemeinsam mit diesem versuchte er 1807 von Napoleon eine Entschädigung für die Kriegsschäden, die im
neutralen Herzogtum angerichtet worden waren, zu erwirken.
Aufgrund der
Hochzeit seiner Schwester Juliane mit dem
russischen Großfürsten Konstantin Pawlowitsch erhielt er 1795 im Alter von fünf Jahren den nominellen
Rang eines Hauptmanns in einem russischen Garderegiment und wurde 1801 zum Obersten in der russischen
Armee ernannt. Als das Herzogtum Sachsen-Coburg-Saalfeld 1806 durch napoleonische Truppen erobert wurde, ging er
nach Paris. Dort wurde ihm von Napoleon die Position eines
Adjutanten angeboten, doch er lehnte ab. 1812 schloss er sich der russischen
Armee an und wurde dem Stab seines Schwagers Konstantin zugeteilt. Im Jahr 1816
erreichte er den Rang eines russischen Generalleutnants.
Leopold nahm
am Wiener Kongress teil, wo Fürst
Metternich einen tiefen Eindruck auf ihn machte. Im Gefolge des
Zaren Alexander I.
von Russland hielt sich Leopold im Sommer 1814 in London auf, wo er seine künftige Gemahlin kennenlernt.
Im Januar 1816
verlobte er sich und am 2. Mai 1816 fand in Carlton House die
Hochzeit mit der britischen Thronanwärterin Prinzessin Charlotte Auguste (1796–1817), Tochter des späteren Königs Georg IV. statt. Zeitzeugen beurteilten die Ehe als sehr glücklich.
Leopold und Charlotte |
Am 5. November
1817 erlitt Charlotte eine Totgeburt und starb
am darauffolgenden Tag.
Damit war die
Frage der englischen und hannoverschen Thronfolge wieder völlig offen und die
jüngeren Brüder des Prince of Wales begannen hastig, Ehefrauen zu suchen.
Leopold arrangierte die Heirat seiner Schwester Viktoria mit Eduard
August, dem Herzog von Kent und Strathearn, diese Ehe brachte die künftige Königin Victoria hervor. Hätte seine Gemahlin überlebt, wäre Leopold die
Rolle zugefallen, die später sein Neffe Albert als Prinzgemahl einnahm. Leopold blieb in beratender Funktion am
britischen Hof. Er unterstützte seine Schwester Viktoria finanziell und war
einer der Erzieher seiner Nichte Victoria, zu der er ein sehr enges Verhältnis
entwickelte. Victoria bezeichnete ihn in Briefen stets als geliebten Onkel und Vater. Leopold arrangierte 1840 auch die Ehe
zwischen seiner Nichte und seinem Neffen.
Am 2. Juli
1829 heiratete Leopold die Schauspielerin Karoline Bauer, eine
Cousine seines Beraters Christian
Friedrich von Stockmar. Die Hochzeit wurde jedoch
ohne religiöse oder öffentliche Zeremonie begangen und ist deswegen zweifelhaft. Diese
Ehe endete laut Aufzeichnungen 1831.
1830 sollte
Leopold nach dem dortigen Unabhängigkeitskrieg die griechische Krone verliehen werden. Obwohl dieses Projekt durch die Whigs unterstützt wurde und Leopold bereits über diese Frage
mit Ioannis Kapodistrias und Karl
Wilhelm von Heideck korrespondierte, lehnte er im Mai 1830 ab. Das Angebot
der belgischen Krone erschien Leopold lukrativer.
Nachdem Belgien am 4. Oktober 1830 die
Unabhängigkeit von den Niederlanden verkündete, wurde Leopold vom belgischen Nationalkongress gefragt, ob er König der Belgier werden wolle. Der ursprüngliche
Kandidat Louis
d’Orléans, duc de Nemours wurde
fallengelassen, nachdem London heftig interveniert hatte.
Am Strand von De Panne betrat
Leopold dann am 17. Juli 1831 das Land, das sein künftiges Königreich sein
sollte. Ein beeindruckendes Denkmal erinnert an dieses Ereignis. Am 21. Juli 1831 legte Leopold den Eid auf die Verfassung ab; seit
1890 ist dieses Datum der belgische Nationalfeiertag. Nur knapp zwei Wochen später überfielen niederländische Truppen
Belgien, gefolgt von acht gefechtsreichen Jahren, bevor 1839 die belgische Unabhängigkeit von beiden Staaten vertraglich festgelegt wurde.
Leopold blieb Protestant, seine Frau Louise d’Orléans, die er
1832 geheiratet hatte, war jedoch wie die große Mehrheit der Belgier
Katholikin, weshalb auch die Kinder im katholischen Glauben erzogen wurden.
Louise d’Orléans |
Die sehr liberale Verfassung Belgiens
empfand der Metternich-Anhänger und Monarchist Leopold als Unsinn.
Innenpolitisch konnte Leopold den katholisch-liberalen Unionismus im Laufe der
Jahre nicht aufrechterhalten. Zu den einflussreichsten Männern im neuen
Königreich gehörte Christian Friedrich von Stockmar, den Leopold aus Coburg
mitgebracht hatte.
In der Außenpolitik
setzte sich Leopold in der Deutschen Frage für
eine Verständigung Österreichs und Preußens ein. Er förderte das Eheprojekt der
britischen Prinzessin Victoria mit
dem preußischen Thronfolger Friedrich Wilhelm und
hielt an der unbedingten Neutralitätspolitik Belgiens fest. Ausdruck seiner
ausgleichenden Politik mit Frankreich war seine offiziell zweite Ehe mit
Prinzessin Louise
von Orléans (1812–1850), einer Tochter von König Ludwig
Philipp von Frankreich,
die er am 9. August 1832 in Compiègne ehelichte.
Aus seiner Ehe
mit Marie Louise von Orléans hatte Leopold folgende Kinder:
Louis Philippe Leopold (1833–1834)
Leopold II. (1835–1909), König der Belgier
∞ 1853
Erzherzogin Marie Henriette von Österreich (1836–1902)
Philipp (1837–1905), Graf von Flandern
∞ 1867
Prinzessin Maria Luise von Hohenzollern-Sigmaringen (1845–1912)
Charlotte (1840–1927)
∞ 1857 Kaiser Maximilian
von Mexiko (1832–1867)
Die königliche Familie |
Mit seiner Mätresse Arcadia Claret, Baronin von Eppinghoven (1826–1897),
hatte er zwei Söhne, Baron Georg von Eppinghoven (1849–1904) und Baron Arthur
von Eppinghoven (1852–1940).
Leopold I. war aktiver und bekennender Freimaurer.
1813 war er in die Loge Hoffnung in
Bern aufgenommen worden. In Belgien war er maßgeblich an der Schaffung der
Großloge Grand
Orient de Belgique (1833)
beteiligt und legte die Basis für das spätere Logenwesen. Im Antwerpener
Hauptbahnhof ist zum Andenken an sein freimaurerisches Wirken die Bahnhofsuhr
wie eine Logenuhr gestaltet.,
Leopold veranlasste den Bau der ersten Eisenbahnlinie auf dem europäischen
Kontinent, zwischen Brüssel und Mechelen, die am 5. Mai 1835
eröffnet wurde.
1841 gründete er die Compagnie Belge de Colonisation,
Koloniegründungen in Santo Tomás de
Castilla (Guatemala)
und Rio Nunez (Guinea)
oder die Übernahme der Republik Texas bzw. des Königreichs Hawaii (durch
die Ladd
Company)
scheiterten jedoch, spätestens 1855 wurden alle Kolonialpläne aufgegeben.
1842 versuchte er ein Gesetz durchzusetzen, das die
Arbeit von Frauen und Kindern regeln sollte, doch fand er keine
parlamentarische Mehrheit dafür. Durch
seine konsequent nationale Politik erwarb sich Leopold den Ruf eines Pater patriae.
Leopold I. wurde in der Krypta der Liebfrauenkirche zu Laeken bestattet.
Quelle: Wikipedia
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