Königliche Juwelen: Saphir Kokoschnik von Ilena von Rumänien

Freitag, 7. April 2017

Saphir Kokoschnik von Ilena von Rumänien



Wie wir ja nun wissen ging diese Kokoschnik von Russland nach Rumänien zu Königin Marie von Rumänien.

Maria Pawlowna schenkte ihrer Nichte dieses grandiose Stück.

Königin Marie trug die Kokoschnik sehr oft.



Einmal entfernte sie die Steine und setzte sie in ein, sagen wir mal, seltsames Kopfgebilde ein...



Nach ihrem Tod im Jahr 1938 erbte ihre Tochter Ilena/Elena die Kokoschnik. (Der Name wird in zwei verschiedenen Schreibweisen geschrieben, ich entscheide mich für Ilena)

Prinzessin Ilena von Rumänien (* 5. Januar 1909 in Bukarest; + 21 Januar 1991 in Ellwood City, Pennsylvania, USA).

Sie war die jüngste Tochter des rumänischen Königs Ferdinand I. und seiner Frau Prinzessin Marie von Edinburgh.
Sie war somit mütterlicherseits eine Urenkelin der britischen Königin Victoria.
Allerdings wird vermutet das sie nicht die Tochter des Königs war sondern von einem Geliebten ihrer Mutter, Barbu Stirbey, sei genau wie ihr Bruder Mircea. Das ging aus einem Briefwechsel der Mutter mit einer Vertrauten hervor.


Ilena 1926

Am 26. Juli 1931 heiratete Ilena auf Schloß Peles in Sinaia/ Rumänien...


Schloss/Chatau Peles
den ehemaligen Erzherzog Anton von Österreich-Toskana (1901-1987, dritter sohn von Erzherzog Leopold Salvator und dessen Gattin, der spanischen Infantin Blanca de Castilla de Borbon.



Zwischen dem Brautpaar, hinten, sehen wir das Gesicht von Königin Marie.






Nach der Heirat wurde Ilena und ihrem Ehemann von ihrem Bruder, König Karl II. aus politischer Rücksicht auferlegt, außerhalb von Rumänien zu leben.

Das Ehepaar hielt sich daher zunächst in München und in Mödling bei Wien und später auf deren Schloss Sonnenberg in Österreich auf.



Das Paar hatte 6 Kinder:

  • Stefan (1932–1998) ∞ 1954 Mary Jerrine Soper
  • Maria-Ileana, genannt Minola (1933–1959) ∞ 1957 Jaroslaw Graf von Kotulin und Dobrzenicz (1917–1959)
  • Alexandra, genannt Sandi (* 1935) ∞ 1962–1972 Eugen Eberhard Prinz von Württemberg | ∞ 1973 Victor Freiherr von Baillou
  • Dominik, genannt Niki (* 1937), Industriedesigner ∞ 1960 Engel de Voss
  • Maria Magdalena, genannt Magi (* 1939) ∞ 1959 Hans Freiherr von Holzhausen
  • Elisabetha, genannt Herzi (* 1942) ∞ 1964 Friedrich Sandhofer





Auch während ihres Lebens im Exil blieb Ilena eine glühende Patriotin.
Während des 2. Weltkriegs diente ihr Mann bis Ende 1944 in der deutschen Wehrmacht als Pilot und nach dessen Entlassung ging er nach Törzburg wo seine Familie auf Schloss Bran lebte.

Schloß Bran

1916 fielen rumänische Truppen in Siebenbürgen ein und eroberten die Törzburg. Nach dem Anschluss Siebenbürgens an Rumänien schenkte Kronstadt das Schloss am 1. Dezember 1920 Königin Maria von Rumänien und nach ihrem Tod ging es automatisch auf ihre Tochter Ilena über.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Rumänien kommunistisch, und der Staat übernahm Schloss Bran. Unter Staatspräsident Nicolae Ceausescu wurde es zur Touristenattraktion ausgebaut, die bis heute jährlich rund 560.000 Besucher anzieht.

In den Jahren von 1943-1948 engagierte sich Ilena stark im Saitätswesen und hatte durch Spenden das Spital Inima Reginei in Bran errichtet.


Nach dem Putsch und der Auflösung des Bündnisses Rumänien mit Deutschland, am 23. August 1944, war das Paar, deren Kinder und ihre Hausangestellten als deutsche Staatsbürger in Gefahr interniert oder des Landes verwiesen zu werden.
Erst als ihr Neffe; König Michael I. am 30. Dezember 1947 abdankte und das Land verlassen musste, wurde auch Ilenas Familie des Landes verwiesen.
Die Familie hielt sich zunächst in der Schweiz und in Argentinien auf, in den frühen 1950er Jahren zog sie mit ihren Kindern in die USA.


Sie erinnert mich ein wenig an die Schauspielerin Ingrid Bergmann...



Mit dem Verkauf der Kokoschnik kaufte sie sich ein Haus in Newton, Massachusetts.

1952 schrieb sie das Buch " I Live Again, Princess of Romania, Archduchess of Austria, Rinehart & Company Incorporated (1952).



Weiter unten werde ich einen Auszug aus diesem Buch zitieren wo es sich um die Juwelen also auch die Kokoschnik handelt.

1954 ließ sich das Paar scheiden und einige Monate später heiratete sie in Newton den Exilrumänen Stefan Nikolas Issarescu (1906-2002). 



Auch diese Ehe scheiterte und wurde 1965 geschieden.

Im Jahr 1967 gründete Ilena ein rumänisch-orthodoxes Kloster und schrieb zahlreiche religiöse, spirituelle Bücher, die heute als wichtige Literatur der rumänisch-orthodoxen Kirche gelten.



1990 konnte Ilena, mittlerweile als Nonne Maica Alexandra die Törzburg besuchen, ehe sie am 21. Januar 1991 verstarb.

Die Kokoschnik von ihrer Mutter, Königin Maria von Rumänien begleitete die Prinzessin auf all ihren Wegen bis in das Jahr 1950.

Sie verkaufte das Diadem in diesem Jahr in New York um den Unterhalt der Familie zu sichern.
Wahrscheinlich bot sie es Cartier an.

Es ist nie wieder im Handel aufgetaucht.


Hier folgt nun der Auszug aus Ihrem Buch " Ich lebe"...

In ihrem Buch das sie 1952 veröffentlichte schrieb sie in einem Kapital über das Thema Kokoschnik Tiara.

Ich werde hier nur einige wichtige Auszüge aus diesem Buch schreiben die direkt mit der Kokoschnik zu tun haben.
Ich habe versucht es so gut wie möglich zu übersetzten.

man kann sich keine Vorstellung davon machen wie die Saphir und Diamant Tiara glühte, welchen Regenbögen sie hatte...

...Das ist es was man von einer Prinzessin erwartet...

Das war ein königliches Diadem...

Meine Mutter trug sie bei ihrer Krönung im Jahr 1922. Sie wählte es aus um es bei staatlichen Anlässen und Besuchen in diesem Land (damit meinte sie die USA) zu tragen...

Und so kamen die Tiara und ich zweimal in den USA zusammen: Einmal im Jahr 1926, als ich auf einer königliche Party war, die in New York City einen offiziellen und eindrucksvollen Empfang hielt, und als das Diadem in geeigneter Weise gepackt und bewacht wurde; Und einmal 1950, als ich von Argentinien nach Miami flog wo ich die Tiara in mein Nachthemd gewickelt hatte....

...Vielleicht ist das nicht die Vorstellung davon, wie eine Prinzessin sich um ihre Juwelen kümmern sollte. Es war sicherlich eine Überraschung für den Zollbeamten...

...Aber das war nur ein kleines Abenteuer; ich kenne noch eine Reihe mehr davon...

...Zum Beispiel 1918 während es wegen der Revolution aus Russland geschmuggelt wurde...

...meine Mutter hat es mir 1931 gegeben als ich verheiratet war. Ich habe es ihr angeraten zum Jubiläum des Königs George V. von England zu tragen und sie ließ es dann in London wegen der unruhigen Bedingungen zuhause...

...Nach ihrem Tod hatte ich keinerlei Mühe es zu behaupten...

Ich brachte es weg aus England kurz bevor der zweite Weltkrieg tatsächlich begann. Ich behielt es in Österreich bis 1943, wo ich es dann nach Rumänien schmuggelte und es 1948 vor den Kommunisten rettet bevor ich abreiste.
Es ging mit in die Schweiz und nach Argentinien wo ich es verpfändete für ein unglückliches Geschäft das scheiterte...

...Doch ich musste es zurück bekommen um damit unsere Schulden bezahlen zu können...

Zu dieser Zeit litt ich schwer an Arthritis und ich erhielt im Mai 1950 die Erlaubnis von Argentinien nach Amerika zu reisen um medizinische Hilfe zu bekommen...

Ich verkaufte und verpfändete alles um meiner Familie Geld in Buenos Aires zu lassen und um die Tiara auszulösen;...

... ich konnte es mir nicht leisten etwas zu versichern dessen Wert einmal auf 80.000 tausend Dollar (damalige Zeit) geschätzt worden war und beschloss es mit zu nehmen. Also wickelte ich es in mein Nachthemd und tat es in eine kleine Tasche...

Mit der Tiara, 300 Dollar und einem Ticket nach Boston war ich bereit die USA ein zweites Mal zu betreten. Es war eine 30ig Stündige Fahrt mit dem Flugzeug über die Anden und schließlich über die Karibik...

Welche Prinzessin, die auch Mutter ist würde ihr Diadem nicht verkaufen um ein Haus und ein Leben für ihre Kinder zu organisieren?...

Ängstlich, Müde und voller Schmerzen kam ich in Miami an wo der lange Flug unterbrochen wurde. Ich stellte mich an die Zollkontrolle an...

...als ich an der Reihe war fragte mich der Zolldirektor ob ich was zu erklären hätte und ob ich meine Tasche auspacken könnte. Ich zögerte...

...Er dachte das ich ein Ärgerniss bin und fragte mich „ Was hast du denn da – eine Leiche?“ Wir gingen zu seinem Büro und dort öffnete ich meine Tasche und die Tiara kam zum Vorschein. Es war offensichtlich das er nicht wusste was er tun sollte als die Tiara im Gepäck auftauchte...

Er berührte den zentralen Saphir ein wenig behutsam. Da er mehr als 125 Karat wog war er fast so groß wie eine Herrentaschenuhr...

Er wollte wissen ob es echt war und ich bejahte dies. Letztendlich beschloss er das ich damit weiter reisen durfte. Wir wickelten es in Zeitungspapier und legten es in eine Schachtel die er ordnungsgemäß versiegelte. Es war mir eine Qual als ich beobachtete wie es in Gepäckraum des Flugzeugs verschwand...

...Wenn es nun verloren ging dann hatte ich nichts mehr...

...Als ich in Boston ankam war es Sonntag und alle Büros hatten zu. Also musste ich warten bis ich irgendwann an mein Paket kam...

ein Freund regelte das mein Paket in einen Safe am Flughafen gelagert wurde...

...Nach zehn Tagen Ruhe und Krankenhausbehandlung konnte ich endlich zum Zollgebäude um nach meinem Paket
zu fragen. Nach langen Suchen wurde es dann in einem Safe im Nebengebäude gefunden. Mir wurde erklärt das das Paket nur mit einem Customhouse Broker geöffnet werden könne. Da ich aber keinen kannten und auch nicht wusste was es war zuckte ich mit den Schultern. Die Beamten deuteten aus dem Fenster. Dort fiel mein Blick auf ein Haus an dem in großen Buchstaben stand :“ Stone & Downer, Custom House Brokers.“ also ging ich dort hin und wir verabredeten uns für den nächsten Tag...

...Wir trafen uns am nächsten Tag im Zollhaus auf der Atlantic Avenue und öffneten endlich das Paket...

...Als die Tiara plötzlich im Licht erschien und ihr blau weises Feuer verstrahlte hatte ich, wie immer, eine innere Erregung und Freude ob dieses wunderbare Blinken und Blitzen...

...die Männer waren erstaunt und keuchten bei diesem Anblick. „ Du hast es doch versichert, oder,“ wurde ich gefragt. „ Oh nein „ antwortete ich, „ Warum sollte ich. Es ist den Nazis und Kommunisten sicher entkommen und natürlich habe ich nicht erwartet es hier zu verlieren“. Sie waren sich alle nicht einig ob sie lachen oder mich schellten sollte. Doch von diesem Moment an waren wir Freunde. Einer der Männer bat mich in ihrem Besucherregister ein Autogramm zu geben „ mit allen Titeln „ Ich tat dies und malte noch eine kleine Skizze von der Tiara in das Buch...

...anschließend nahm ich das zerknautschte Päckchen unter den Arm und ging zu State Street wo die Post war. Dort schickte ich es nach New York zu einem Juwelier...

Schließlich wurde es für eine Summe unter Wert verkauft. Aber es war Ok denn ich hatte bedürftige Kinder...

Als es bei mir war hat es uns nicht gefüttert noch bekleidet und es wärmte uns auch nicht. Auch konnte ich es nicht einmal mehr tragen...

...ich war dankbar als es dann endlich weg war. Obwohl ich mich als Verräter fühlte an der Vergangenheit. Ob sich die Vorfahren in den Gräbern umdrehten?...

Aber ich bedauerte nicht. Es war ein Geschenk meiner Mutter und ich konnte meine Schulden von zwei Jahren bezahlen ein Haus in Neuengland kaufen und meine Kinder nach Amerika holen...

...Es ist notwendig das Leben zu konfrontieren, denn das Leben liebt die Tapferen“; so schrieb es einst meine Mutter einmal in ein Buch das sie einem Freund gewidmet hatte...

...Das Diadem hat mich durch die Vergangenheit gebracht und wird mich nun durch die Zukunft führen. Es ist nur ein kleiner Eindruck was es heißt Prinzessin zu sein - eine Prinzessin mit einem Saphir-Diamantdiadem...

Ich muss dabei sagen das eine Prinzessin nicht den ganzen Tag mit einem Diadem verbringt obwohl die Hoffunktionen in Bukarest immer schön waren. Ich selbst trug die schöne Saphir – und Diamant Tiara nur bei einer staatlichen Angelegenheit. Und das war bei einem großen Ball den die Legitimistische Partei in der Hofburg in Wien gab, vier Jahre nach meiner Hochzeit. Selbst bei meiner Hochzeit trug ich nur ein kleines Diadem was ich von meinem Schwiegervater bekam; allerdings war es geeignet für den Anlaß als der Titel „ Erzherzogin von Österreich meinem Namen zugefügt wurde weil das Diadem ursprünglich ein Geschenk von Napoleon an Maria Louisa war, die auch eine Erzherzogin von Österreich war. Das Bandeau war 3-4 cm breit. Aber leider ist es verloren...


Hier endet also die Geschichte zu der tollen Kokoschnik.

Was wird wohl mit ihr passiert sein?
Schade denn diese Geschichte ist einfach nur toll und man sollte eigentlich so ein Stück in Museen bewundern dürfen.
Aber vielleicht liegt es ja noch bei Cartier ( wenn es dieser Juwelier war) und schlummer dort im Safe.


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